Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke
Waldemar Rösler Oda Hardt-Rösler Walter Kröhhnke WK
Louise Rösler
1907 Am 8. Oktober wird sie als Tochter von Waldemar Rösler und Oda Hardt-Rösler in Berlin geboren.

1923 Privatkunstschule Hans Hofmann, München.

1925–1927 Akademische Hochschule für die bildenden Künste Berlin bei Karl Hofer.

1928–1930 in Paris, kurze Zeit in der Académie Moderne bei Fernand Léger. Studienreisen nach Südfrankreich, Spanien, Italien.

1933 Heirat mit dem Maler Walter Kröhnke, Wohnsitz in Berlin. Vor 1933 Beteiligung an Ausstellungen der Berliner Sezession und der Akademie der Künste am Pariser Platz. Danach keine Ausstellungsmöglichkeiten mehr.

1937–1939 Ausstellungen im eigenen Atelier mit Walter Kröhnke.

1938 Eine Ausstellung in der Galerie Buchholz wird durch die Reichskulturkammer geschlossen.

1939 Geburt und Tod des Sohnes Alexander.

1940 Geburt der Tochter Anka.

1943 Verlust des Ateliers sowie eines großen Teils der Produktion – nur wenige Bilder konnten durch Auslagerung nach Bayern gerettet werden. Evakuierung nach Königstein im Taunus. Ausschluss aus der Reichskulturkammer und „Farbenverbot“.

1944 Walter Kröhnke vermisst. Geburt und Tod des Sohnes Andreas.

1959 Rückkehr nach Berlin.

1968 Aufenthalt in Pais, der sie zu einer Reihe dynamischer Collagen inspiriert. Seit 1974 Aufenthalte im Atelier der Künstlergilde in Cuxhaven, wo zahlreiche Arbeiten auf Papier entstehen.

1990 Ehrenstipendium des Senators für kulturelle Angelegenheiten Berlins sowie Senatsauftrag für ein Rösler- Porträt an die Bildhauerin Anneliese Rudolph.

1991–1993 Aufenthalt bei der Tochter Anka in Hamburg. Schon sehr krank, arbeitet sie bis kurz vor ihrem Tode. Sie stirbt am 25. Juni 1993. Einzelausstellungen

1951 Kunsthalle Düsseldorf (mit Walter Kröhnke)

1950 + 1953 Frankfurter Kunstkabinett

1959 Galerie Prestel, Frankfurt

1974 Galerie Günther Franke, München

1978 Galerie Seifert-Binder, München

1979 Museum Ludwig, Köln

1984 Neuer Berliner Kunstverein, Berlin

1986 Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen

1987 Kunstverein Unna Städtische Galerie Quakenbrück Schlüterstraße 70, Berlin

1993 Retrospektive im Haus am Waldsee, Berlin

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1946 „Neue deutsche Kunst“, Kunstwoche der Stadt Konstanz

1948 „Werke hessischer Künstler“, Wanderausstellung in den hessischen Amerikahäusern

1949 „Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart“, Köln

1950 „Deutsche Kunst der Gegenwart“, Kunstverein in Hamburg, „Neue Rheinische Sezession“, Kunsthalle Düsseldorf, Haus der Kunst München, Salon de Mai, Paris.

1951 „Domnick-Preis“, Staatsgalerie Stuttgart

1951–1960 Frühjahrsausstellung, Kunstverein Hannover

1952 ff. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes und des Westdeutschen Künstlerbundes (Hagen)

1953 Deutsch-französische Ausstellung, Köln-Aachen

1955–1956 Wanderausstellung des Deutschen Kunst - rats

1956 „Internationale Sezession“, Leverkusen

1958 „Collagen“, Kunsthalle Baden-Baden

1961 „Schwarz-Weiß 61“, Kestnergesellschaft Hannover

1964 „Le Club international de Femme“, Musée d´ Art Moderne, Paris

1964 „Neuerwerbungen der Nationalgalerie seit 1957“, Orangerie Berlin

1965 „Frankfurter Sezession und Gäste“, Frankfurter Kunstverein

1970 „Berliner Künstler 1966–1969“ Wiener Künstlerhaus, Wolfgang-Gurlitt-Museum Linz, Kunstverein Salzburg

1976 „Neuerwerbungen“, Berlinische Galerie

1977 „Der Anteil der Frau an der Kunst der zwanziger Jahre“, Galerie Pels-Leusden, Berlin

1978 „Die Industrialisierung der Stadt“, Neuer Berliner Kunstverein „Vor 30 Jahren. Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart Köln 1949“, Kölnischer Kunstverein

1980 „30 Jahre Berufsverband Bildender Künstler Berlins“, Kunsthalle Berlin „Menschen im Raum“, Ostdeutsche Galerie, Regensburg „Kunst in Berlin“, Berlinische Galerie, Berlin

1982 „Bericht 82. Fünf Jahre Ankäufe des Senats“, Kunsthalle Berlin „Kunst für den Bund. Erwerbungen seit 1970“, Städt. Kunstmuseum Bonn

1988 „Das verborgene Museum“, Akademie der Künste, Berlin

Werke in Museen

Kupferstichkabinett Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz
Berlinische Galerie
Berlin Museum
Artothek Neuer Berliner Kunstverein
Senat von Berlin
Bayerische Staatsgemäldesammlung für die Staatsgalerie Moderner Kunst München
Bundesrepublik Deutschland
Kultusministerium Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Kunstmuseum Düsseldorf
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Frankfurt/Main
Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen
Sprengel Museum Hannover
Museum Ludwig, Köln
Kunstmuseum Ahrenshoop, Ahrenshoop
Busch-Reisinger-Museum, Cambridge MA, USA





Eine Künstlerfamilie - Louise Rösler

Helmut R. Leppien


Als sie heiratete, war Louise Rösler noch nicht 26 Jahre alt. Im Jahr darauf malte sie ein Bild, das nicht nur im Titel seltsam ist: „Haus mit rotem Inlett –Wustrow“. Ein Bild von einer eigentümlich magischen Stimmung. Wir erkennen alles wieder: die zwei Hausgiebel, die Fenster, den Schornstein, die Fahnenstange, die Bäume, die Hecke – alles ordentlich von vorn gesehen. Und doch sehen wir eigentlich nichts richtig – die fahle Vegetation hat etwas geradezu Gefräßiges, wächst gar in den himmelblauen Himmel hinein, und diese Vegetation ist aufgelöst in kleinste Formen. Auch das rote Inlett, das da aus dem rechten Fenster hervorhängt, ist nicht mehr als ein roter Punkt. Trotz aller Formauflösung ein Werk von großer Kraft und Bestimmtheit im Bildaufbau. Aber wie hier das Vertraute ins Unheimliche umschlägt, das ist das Einzigartige.

Louise Rösler hat das Malen nie aufgegeben. Aber die Umstände haben sie kräftig gehindert. Auch ihre Kunst war für die Nazis entartet, und dennoch machte sie wie Walter Kröhnke trotz aller Not tapfer weiter. Ehe und Kinder konnten sie nicht von der Kunst abbringen. Dass mit Louise Rösler und Walter Kröhnke zwei Künstler nebeneinander arbeiteten, hat beide nicht gehindert, ja eher inspiriert. Dann kam der Krieg, die Angst um den Mann an der Front, die dauernden Bombardements in Berlin, die Sorge um das Kind, schließlich die Ausbombung, der Verlust der bisherigen Arbeit, die Evakuierung in den Taunus, der Ausschluss aus der Reichskulturkammer (sie zerriss das Dokument, warf es in den Papierkorb), schließlich die Nachricht, ihr Mann sei vermisst, der sie ihre Hoffnung entgegensetzte.

1946/47, in einer Zeit von Armut und Hunger, malte sie das große Bild „Prozession“. Es ist ein heiteres Bild, bewegt und frisch, aufgelöst in Splitterformen.

1949 schrieb sie einem Freund ihrer Kunst aus Königstein, sie können nun „endlich mal an Malen denken ..., zum ersten Mal in meinem Leben!“ Da war sie 41 Jahre alt.

Eine aufgesplitterte Bildstruktur kennzeichnet die Arbeiten der fünfziger Jahre. Das gilt nicht nur für die jetzt in großer Fülle entstehenden Collagen, für die amerikanisches Bonbonpapier häufig Verwendung fand, sondern auch für die Gemälde. Das „Gartenfest“ von 1957 ist von vibrierender Unruhe und hat zugleich durch die Farbwahl eine harmonische Naturhaftigkeit, die des Abbildes nicht mehr bedarf. Es ist die nervöse Dynamik, die jenen Bildern innerhalb der Kunst der deutschen Nachkriegszeit ihre eigene Note gibt. Die Collagen aber haben nicht ihresgleichen; die völlige Auflösung der Kompositiion in eine vielfältige Splitterstruktur im „Strahlenden Oktobertag“ etwa muss in ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung noch erkannt werden.

In den sechziger Jahren entspannt sich die Straffheit des Bildbaus. Die Bilder bekommen eine heitere Lockerheit, sind skizzenhaft angelegt, haben aber die energischere Rhythmisierung beibehalten. Nun fügt Louise Rösler auch Fundstücke in ihre Bilder ein, ganz unbefangen als kleine farbige Reliefs. Die Strahlkraft der Farbe ist die Ernte des folgenden Jahrzehnts. Es ist die Welt der Großstadt, die sie zu ihren Bildern anregt, die Unruhe der Straße, und das Erleben vermag sie in das Bild hineinzunehmen. „Die mehr oder weniger erkennbare Szenerie ... ist nicht nur Schauplatz, sondern vor allem Klangraum“, definierte 1984 Doris Schmidt.

Die Bilder des Alters, etwa das „Maibild 79“, sind fern von Abgeklärtheit und Beschränkung. Sie sind frisch, lebendig, leicht und heiter. Louise Rösler scheint bis zuletzt die Welt neugierig, offenen Sinnes gesehen zu haben. Immer wieder gelingt es ihr, die Eindrücke und Erfahrungen malend und klebend umzusetzen zu Bildern des Lebens.

Aus: Katalog „Eine Künstlerfamilie - Drei Generationen“, 1988 bei BATIG